Martha kann man auch ein zweites Mal spielen.
„Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ spiele ich ja sogar schon ein drittes Mal. Als Anfängerin habe ich als Putzi in der damaligen (2001) Inszenierung des Intendanten Peter Dolder an der Württembergischen Landesbühne Esslingen nicht verstehen wollen und in Wirklichkeit sehr gut verstanden, was in unserer Beziehung und in der der Gastgeber falsch läuft. Einige Jahre später (2018) durfte ich in der Inszenierung von Reinhard Göber am Theater an der Rott zum ersten Mal als Martha meinen Ehemann Georg, unsere Gäste und natürlich auch mich selbst in menschliche Abgründe stoßen, aus denen ich mich nicht zu retten wusste, weil die ohnmächtige Wut und Trauer zu stark waren. Und jetzt (2023) also noch einmal Martha. Markus Steinwender hat inszeniert und meine Kolleg:innen und ich haben im Siegener Apollo-Theater gewütet, gegeifert, getanzt, gehasst und geliebt. Unterschiede der beiden Marthas? Gibt es. Fünf Jahre liegen dazwischen. Fünf Jahre unterschiedlichster Freuden, Hoffnungen, Trauer und Enttäuschungen. Die Pandemie, zwei Jahre Schulbetrieb, ein Umzug, eine heranwachsende Tochter. Das verändert natürlich die persönlichen Empfindungen. Und somit auch die Zeichnung einer emotionalen und in allen Lebensdingen extremen und doch naturalistischen Bühnenfigur. Sollte dieses Stück ein viertes Mal auf mich zukommen, würde ich Georg spielen. Noch eine Herausforderung.
Wer hat Angst vor Virginia Woolf? STÜCK Edward Albee ÜBERSETZUNG Pinkas Braun TEXTFASSUNG Elisabeth Nelhiebel REGIE Markus Steinwender AUSSTATTUNG Stefan A. Schulz MUSIK Michael Rückert DRAMATURGIE Eva-Maria Trütschel SPIEL Torben Föllmer, Henriette Heine, Milan Pešl, Elisabeth Nelhiebel FOTOS Rolf K. Wegst PRODUKTION Apollo-Theater Siegen mit dem Apollo-Theater Siegen PREMIERE 11.3.2023