„Gefährliche Liebschaften“ von Elke Maria Schwab nach Pierre-Ambroise François Choderlos de Laclos

Der 1782 erschienene Briefroman gilt als ein Hauptwerk der französischen Literatur des 18. Jahrhunderts. Er zeichnet das Sittengemälde der damaligen Zeit, entlarvt Scheinheiligkeiten, (sexuelle) Machtphantasien, Hörigkeit und moralische Verwerflichkeiten. Zwei abgrundtief traurige, stolze und durch dieses Zusammenspiel sehr böse Menschen verabreden den emotionalen und gesellschaftlichen Untergang zweier unschuldiger Opfer. Wobei „unschuldig“ und „Opfer“ Ansichtssachen sind. Denn in dieser Gesellschaft weiß schon jede und jeder ziemlich genau, was er will und unternimmt, da fällt es dann häufig schwer die Schuld nur einem oder einer Einzigen zuzuordnen. Und genau das ist es, was das perfide und moderne des knapp 150 Jahre alten Textes ausmacht: Vier vernunftbegabte Menschen treffen sich, verkehren miteinander, werden benutzt und weggeworfen oder steigen in ungeahnte Höhen auf. Die Mittel sind brutal. Aber schließlich folgt die Erkenntnis: Jede(r) ist für sein eigenes Tun verantwortlich. „Der Zauber, den wir in anderen zu sehen glauben, liegt in uns selbst.“ Und vor der Liebe ist niemand geschützt.

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(c) Sebastian Hoffmann
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(c) Sebastian Hoffmann

Im theater//an der rott wurde die Geschichte ins Zirkusmilieu verlegt. Hier trifft man auf Madame Merteuil, die als Zirkusdirektorin drauf acht geben muss, dass abends sämtliche „Kätzchen in ihre Käfige gebracht“ werden, dass Verletzungsrisiken aufgrund „gefährlicher Liebschaften, kurzer Affären“ oder „ungewollter Schwangerschaften“ nur dann erhöht sind, wenn es ihren Karriereplänen dient und dass der Dompteur und Frauenheld Valmont genügend Testosteron speichert um die Finanzen zu sichern. Dass er zugleich ihr größter Konkurrent und ihre größte Liebe ist, macht die Sache nicht einfacher. Schließlich muss auch dieses Königin ihres „einzigartigen“ Zirkusses erkennen, dass wir ganz angstallein sind. Um es wie Rilke 1898 auszudrücken.

Die Besonderheit dieser Inszenierung: Sie findet im Zirkus statt. Inklusive Tuchakrobatik, Trapezschwingen und viel Musik!

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(c) Sebastian Hoffmann

Was für eine spannungsgeladene, knisternde und zugleich urgemütliche Premiere! (…) Dabei lässt die deutliche (…) Darbietung des edlen, elitären Textes den Abend zum Genuss werden. (…) Wo Lust und Begierde weichen, trifft Einsamkeit auf Melancholie. In dieser aufreizenden, prachtvoll glitzernden Kostümwelt steckt eine gebrochene Protagonistenseele, die es bis zum bewegenden Finaltusch zu verbergen gilt, ganz nach dem Motto: Wir sind Bühne! [Barbara Sagstetter im PNP Feuilleton vom 11.06.2016]

PRODUKTION theater//an der rott STÜCK Elke Maria Schwab nach dem Briefroman von Pierre-Ambroise-François Choderlos de Laclos REGIE David Tobias Schneider BÜHNE+KOSTÜME Florian Angerer ASSISTENZ Lea Steinebrey DRAMATURGIE Elke Maria Schwab MUSIK UND KOMPOSITION Annegret Enderle SPIEL Annegret Enderle (Musik), Jakob Graf (Valmont), Ann-Sophie Lohmeier (Artistin), Louisa Lövenhill (Artistin), Daniela Maier (Artistin), Laura Maire (Madame Tourvel), Elisabeth Nelhiebel (Madame Merteuil), Constanze Rückert (Cecile Gercourt)

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