Eine freie Schauspielerin! In diesen Zeiten! Und wie!

Im Dezember 2020 stehe ich insgesamt 20 Mal für das Theater für die Jugend auf der Bühne des „Geheimnisvollen Adventskalenders“ auf dem Burghausener Stadtplatz:

Am 3.12., 8.12. und 20.12. wundere ich mich über das Mädchen Doro, das behauptet kein Kind zu sein und daher überhaupt nicht in mein Weltbild als Lehrerin passt. Das Fräulein Efeu, die Hexe des Nordens, die meistens eine „nette Hexe“ ist, empfängt den jungen Menschen in Caledonien und schickt ihn weiter zum Zauberer. Ob sie, also die Hexe, wirklich so „nett“ ist, kann nicht mit Sicherheit behauptet werden. Schließlich ist ihre Schwester, die Hexe des Westens, die böseste von allen. Auf jeden Fall weiß der mechanische Clown, dass er als „Fehlkonstruktion“ des Zauberers verstehen kann, was die Menschen, die ihm begegnen, fühlen, und empathisch bringt er Doro zum ersten Mal zum Weinen. Irgendwo hinterm Regenbogen spielen sich beim „Zauberer aus der Marasgenstadt“ solche Abenteuer ab, man mag es nicht glauben, aber es ist tatsächlich so.

Und am 10.12., 12.12. und 22.12. suche ich als „Zauberlehrling“ nach meinem Vater, der sich nach Indien verzogen hat um dort noch mehr vom Leben zu kriegen, als er ohnehin schon hatte, und bin enttäuscht von meiner Mutter, die den Bruder des Vaters, also meinen Onkel, heiratet, nachdem der Ehemann, also mein Vater, der König, nach Indien abgehauen ist um sich selbst zu finden, und wer jetzt meint, die Tatsache, dass ich als Prinz zum Zauberlehrling werde, und dieses Dreieck Prinz – Onkel – Mutter mit dem Bezugspunkt verschwundener Vater, dass diese Konstellation irgendwie so ähnlich doch schon einmal in der Weltliteratur vorgekommen ist, dem muss ich ganz klipp und klar sagen: Nein, ich bin nicht Hamlet. Und ja, ich könnte es mir sehr gut vorstellen, einmal Hamlet zu sein. Aber hier, beim Geheimnisvollen Adventskalender im Dezember 2020 auf dem Stadtplatz von Burghausen, da bin ich ganz einfach nur der weltliterarisch bekannte Zauberlehrling und kämpfe mit den Besen um endlich meinen Vater zu finden und glücklich zu sein.

Apropos Vater: Am Abend des 19.12. werde ich als Malchen meinen Vater, den Menschenfeind Rappelkopf, im Duell mit dem Alpenkönig oder eher mit sich selber, oder doch mit dem Alpenkönig?, sehen und hoffen, dass der Vater gewinnt, nur wer ist jetzt wer, das ist nicht ganz einfach. Sicher ist die Liebe zu August, weil die Liebe eins der wenigen Dinge ist, die, wenn sie stattfindet, tatsächlich Tatsache ist. Der Hass ist das natürlich auch, das weiß der Menschenfeind nur zu gut. Wie der sich in Caledonien als Menschenfreund entpuppt? Durch Selbsterkenntnis. Im wahrsten Sinne des Wortes. Wenn endlich „Der Alpenkönig und der Menschenfeind“ aufeinander treffen.

STÜCKE Mario Eick nach Lyman Frank Baum, Johann Wolfgang von Goethe und Ferdinand Raimund REGIE Anna Grude („Der Zauberer aus der Marasgenstadt“ und „Der Zauberlehrling“) und Markus Steinwender („Der Alpenkönig und der Menschenfeind“) AUSSTATTUNG Simone Sommer MUSIK Theater für die Jugend SPIEL Carsten Bülow, Antje Hobucher, Nicolas Hohmann, Susan Hecker, Elisabeth Nelhiebel, Rosalie Schlageheck, Werner Schwarz PRODUKTION Theater für die Jugend KÜNSTLERISCHE LEITUNG Mario Eick

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